Exportverbote führen zu künstlicher Verknappung. VEIA-Einzelimporteure warnen vor den Folgen einer Renationalisierung durch die Corona-Krise
Einzelimport kann auch in der Coronakrise Lieferengpässe schließen. Sorgen macht dem Verband allerdings die Politik. Die zunehmende Zahl von Exportverboten schafft zusätzliche und vermeidbare Lieferengpässe.
Das waren die wichtigsten Erkenntnisse des telefonischen Erfahrungsaustauschs der VEIA-Mitglieder am 24.4.2020. Nach Hamsterkäufen, auch im Arzneimittelbereich ist im April Beruhigung eingekehrt. Ob diese Beruhigung Folge der Osterferien oder ein dauerhafter Trend ist, bleibt abzuwarten. Auswirkungen zeigen auch Politikeräußerungen, beispielsweise die des US-amerikanischen Präsidenten über Chloroquin, die zu einem weltweiten Nachfrageboom geführt haben. Von der Bundesregierung erwarten die Einzelimporteure bei der kommenden EU-Ratspräsidentschaft eine Initiative für einen offenen europäischen Arzneimittelmarkt. Nur so lassen sich die Engpassprobleme perspektivisch lösen.
Zerbrochene Lieferketten führen zu unbezahltem Mehraufwand und unkalkulierbaren Lieferterminen
“Die Komplexität der Arbeit hat erheblich zugenommen”, so die Sabine Fuchsberger-Paukert, die VEIA-Verbandsvorsitzende. Die Logistikketten sind weltweit zerbrochen, was, gerade bei temperaturgeführten Medikamenten zu Problemen führt, etwa, wenn Flugzeuge wegen Flug-Annullierungen über das Wochenende auf dem Rollfeld stehen oder Zollbehörden ihr Präsenz eingeschränkt haben. Hier kommt es zu erheblichen Verzögerungen. Home-Office ist im Einzelimport nicht ohne weiteres möglich, der Wareneingang muss geprüft werden, die Lagerbedingungen dokumentiert werden. Und nicht jede eingesetzte Softwarelösung lässt sich sicher im Home-Office-Modus betreiben.
Exportverbote führen zu weiteren, künstlichen Verknappungen.
Sorge macht den Einzelimporteuren auch die wachsende Anzahl von Exportverboten. Sie führen zu einer vermeidbaren Verknappung von Arzneimitteln, erheblichen Mehraufwand bei der Beschaffung und gefährden die Therapie einzelner Patientinnen und Patienten.
Pneumokokken-Impfstoff weltweit gesucht
Einzelne Produkte sind derzeit weltweit knapp und nur mit erheblichem Aufwand lieferbar. Ganz oben in der Nachfrage ist Pneumokokken-Impfstoff, der die Abwehrkräfte besonders von Personen in den Risikogruppen stärken soll. Auch Resochin und Cloroquin waren zeitweise von Lieferengpässen betroffen. Perspektivisch kündigt sich eine Verknappung bei den in der Intensivmedizin eingesetzten Arzneimitteln an.
Arzneimittel-Hamsterkäufe sind ein deutsches Thema.
Interessante Rückschlüsse lassen sich auch aus dem Vergleich mit dem Verbraucherverhalten in anderen Ländern ziehen. Das “Hamsterkauf-Phänomen” scheint ein weitgehend deutsches Problem zu sein. Andere Länder, zumindest in Europa, scheinen davon weniger betroffen.
„Trotz aller Widrigkeiten“, so Frau Fuchsberger-Paukert abschließend, “werden unsere Mitglieder alles dafür tun, dass die Versorgung mit den notwendigen Arzneimitteln aufrecht erhalten werden kann.“